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Dieses Thema hat 119 Antworten
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 Behaviour (öffentlich)
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critter Offline



Beiträge: 729

17.09.2010 13:11
#61 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Hallo, Kerstin
Entschuldige dich bitte nicht - du hast ja vollkommen recht. ABER ich sehe Maulkorb als keine Sicherung für einen Do Khyi, da er leicht das Ding loswerden kann. Auch das mit Zusatzriemen. Ausserdem - wie du es selbst geschrieben hast - auch Anspringen kann für Menschen gefährlich sein.
Sicher ist nur die Leine und die Erziehung. So lange der Hund der Meinung ist, dass jeder fremder Mensch ein Feind ist, würde ich ihn an der Leine führen und Menschenbegegnungen üben. Wenn der Hund schon begriffen hat, dass die Menschen Tabu sind, dürfte er bei mir freilaufen. Ashar rennt auch jetzt manchmal zu den beweglichen "Objekten", besonders denen mit Wanderstöcken. Er schnuffelt kurz und setzt sich nieder, das darf er. Gandhi, der mit Gebell durchstarten konnte, bleibt angeleint.
Barbara

Silvia Offline



Beiträge: 44

17.09.2010 13:29
#62 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Also ich sehe das ganze so(ohne Gewähr)
Wenn ich mir einen Hund hole,überlege ich mir zuerst einmal,für was ich den Hund brauche,oder was ich mit ihm machen möchte.Habe
ich diese Frage für mich beantwortet,mache ich mir Gedanken darüber,ob ich den Rassetypischen Bedürfnissen gerecht werden kann.Z.B.Wenn ich ein großes Grundstück und dementsprechend Viehbestand habe(Pferde,Rinder Schafe usw.)dann ist ein HSH mit großer Wahrscheinlichkeit der richtige,wenn er dieses alles bewachen soll.Habe ich aber nur eine kleine Wohnung und will nur einen Hund haben,damit ich nicht alleine spatzieren gehen muß ist ein HSH nicht der richtige.
Meistens ist es doch so,das sich die meisten diesen Grundgedanken gar nicht stellen.Ich persönlich finde es unfair dem Hund gegenüber,wenn ich seinen angeborenen Instinkten und Veranlagungen nicht gerecht werde.Viele Probleme würden erst gar nicht entstehen,wenn man vorher darüber nachdenkt,was man tut.Leidtragende sind doch in letzter konsequenz immer die Tiere

critter Offline



Beiträge: 729

17.09.2010 14:15
#63 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat
ich diese Frage für mich beantwortet,mache ich mir Gedanken darüber,ob ich den Rassetypischen Bedürfnissen gerecht werden kann.Z.B.Wenn ich ein großes Grundstück und dementsprechend Viehbestand habe(Pferde,Rinder Schafe usw.)dann ist ein HSH mit großer Wahrscheinlichkeit der richtige,wenn er dieses alles bewachen soll.Habe ich aber nur eine kleine Wohnung und will nur einen Hund haben,damit ich nicht alleine spatzieren gehen muß ist ein HSH nicht der richtige.
Meistens ist es doch so,das sich die meisten diesen Grundgedanken gar nicht stellen.Ich persönlich finde es unfair dem Hund gegenüber,wenn ich seinen angeborenen Instinkten und Veranlagungen nicht gerecht werde.Viele Probleme würden erst gar nicht entstehen,wenn man vorher darüber nachdenkt,was man tut.Leidtragende sind doch in letzter konsequenz immer die Tiere


In diesem Licht scheine ich absolut verantwortungslos.
Und nicht nur ich.
Als ich meinen ersten Do Khyi geholt habe, hatte ich keine Ahnung, was für ein Hund wird es sein. Die Rasse war unbekannt und der Begriff "Herdenschutzhund" existierte noch nicht. Ich war einfach neugierig und bereit mich auf meinen Zugang einzulassen. Daraus wurden fast 9 Jahre erfülltes Leben mit meinen Hunden, inzwischen 3 Do Khyis. Ich habe viel gelernt und viel meinen Hunde zu Liebe aufgegeben, bereut habe ich keine Minute davon. Meiner Meinung nach braucht man kein grosses Grundstück und Viehe zu bewachen um einen Do Khyi glücklich zu machen. Er braucht viel Liebe, Zuneigung, Konsequenz und klare Regeln. Er wird immer und überall ein Wachhund bleiben, auch in einer kleiner Wohnung. Ich kenne eine glückliche, ausgelastete Do Khyi Hündin, die in Wien lebt. Die Wohnung ist klein, dafür Spazierengänge gross.
Was man braucht ist einfach die Bereitschaft sich auf den Hund einzulassen, ihn kennen zu lernen und entsprechend seinem Wesen zu lenken. Diese Bedienungen erfüllen meist - interessanteweise - Ersthundbesitzer, weil sie nichts wissen und keine Erwartungen haben. Jemand, der DSH oder ähnliche Rassen gehalten hat, eignet sich am wenigsten als Do Khyi Halter.
Daher erlaube ich mir eines klar zu stellen: ich würde nie jemandem dafür kritisieren, dass er/sie einen Hund beliebieger Rasse oder auch ohne Rasse aufgenommen hat. Auch wenn man am Anfang keine Ahnung hat, wie man mit dem Hund umgehen soll, kann man es lernen.
Barbara

Nina Offline



Beiträge: 3.332

17.09.2010 14:23
#64 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat von critter
Auch wenn man am Anfang keine Ahnung hat, wie man mit dem Hund umgehen soll, kann man es lernen.



Das trifft so auch auf uns zu, denke ich. Sich als Anfänger einen Hund wie Lotta zuzulegen, war bestimmt keine kluge Entscheidung. Trotzdem denke ich, sie hat es gut bei uns getroffen und ist ein glücklicher Hund. Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind, passen doch die wenigsten Rassen überhaupt zu einem durchschnittlichen modernen Menschen-Leben. Und bei Mischlingen weiß man ja oft genug überhaupt nicht, was denn am Ende dabei raus kommt. Dann dürfte es bald nur noch nette, kleine Gesellschaftshunde geben und das wäre doch auch schade.

Wichtig ist, dass ich, wenn ich merke, ich werde meinem Hund unter diesen Umständen nicht gerecht, zusehe, dass ich die Umstände soweit ändere, dass ich ihm gerecht werde. Wenn ich dazu bereit bin, dann geht es. Wenn nicht, dann habe ich ein Problem. Allerdings muß ich sagen, dass ich in einer Großstadt auch keinen Do Khyi halten würde. Allerdings auch keinen Schäferhund. Einer der Gründe, warum wir damals in die Pampas gezogen sind war, dass ich einen großen Hund wollte und weiß, dass es mir zu langweilig wäre, jeden Tag um den selben Acker zu laufen. Aber wenn jemand bereit ist, die Zeit für die täglichen Fahrten nach draußen zusätzlich zu den Spaziergängen aufzubringen, dann geht das natürlich auch.

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

17.09.2010 14:50
#65 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Ich denke auch: Der Punkt ist, daß Claudia den Hund jetzt hat. Sie wußte nicht, worauf sie sich einließ, das mag sein, aber das ist nicht mehr zu ändern. Ich glaube nicht, daß ihr hier jemand raten möchte, ihn wieder abzugeben, daher muß jetzt überlegt werden, wie der Hund jetzt so gefordert und gefördert werden kann, daß es für ihn richtig und sinnvoll ist.

Das andere ist eine andere Diskussion, denke ich, in die ich neben den gemachten Einwänden auch noch werfen könnte, ob es überhaupt richtig ist, Hunde hier als Familienhunde zu halten, die hier schlicht und ergreifend nichts zu suchen haben, weil sie hier keine Aufgaben vorfinden, ihre Jobs können sie hier nicht machen, und allein damit sind die Probleme ein stückweit vorprogrammiert, und man kann darüber streiten, ob man sie dann vielleicht gar nicht erst ins Land lassen dürfte ... am Ende fänden wir uns jedenfalls in einer wunderbaren Debatte um den Sinn und Unsinn der Züchterei als solcher und des Auslandstierschutzes, der ja die zweite "Quelle" ist, aus der HSH, die hier in Familien "landen", stammen, in seiner Gesamtheit, wiederfinden.

Blöderweise hilft nichts davon Claudia mit ihrem Problem weiter, deshalb müssen wir für den Thread hier diese grundlegenden Erwägungen, soweit sie nicht eh schon abgehandelt waren, zur Seite stellen. ;-)

Wichtig finde ich auf jeden Fall die Frage nach dem Maulkorb. Ich persönlich bin da mittlerweile sehr zwiegespalten, weniger, wenn es hier um diesen einen Hund geht als generell.

Es ist klar, daß er für einen Hund, der wirklich gefährlich ist, so, wie Ben es damals war, absolut unverzichtbar ist. Als temporäres Hilfsmittel. Ein Beißkorb kann und darf meiner Ansicht nach immer nur ein zeitweilig angewendetes Management beinhalten, er ersetzt kein Training, dessen Ziel vor allem sein muß, den Beißkorb wieder überflüssig zu machen.

Richtig verknüpft, stellt ein Beißkorb sicher kein Hindernis dar, jedenfalls nicht für den Hund. In Bens Fall verband ich den Korb schlicht und ergreifend mit Freilauf, den es nur gab, wenn er ihn trug, dann aber eben auch verläßlich, und es ging problemlos, ihm das Ding schmackhaft zu machen. Allerdings trug er ihn trotz allem nie wirklich gerne und als wir trainingsmäßig so weit waren, daß er ihn nicht mehr brauchte, kam ein richtiger "Freiheitsschub" dazu, Ben bewegte sich im Freilauf faktisch spürbar anders als vorher. Da er zu Beginn seiner Zeit bei mir aber eben nie ohne Leine hätte sein können, wenn ich den Korb nicht als Mittel der Sicherung Dritter vor meinem Hund eingesetzt hätte, fand und finde ich es richtig, das Ding über eine gewisse Zeit einzusetzen.

Trotzdem denke ich, daß wir aufpassen sollten, die Relationen nicht aus den Augen zu verlieren.


Im Moment schreien ständig alle möglichen Leute bei allen möglichen Hunden nach Maulkörben. Ein Hund darf nicht mehr knurren, schon ist er "böse". Ein Hund darf einen anderen nicht mehr maßregeln, schon ist er "gefährlich". Ein Hund darf nicht mehr in die Luft schnappen, schon ist er "ein Beißer". Und sie alle sollen Beißkorb tragen, nur, weil sie sich wie ganz normale Hunde verhalten. Ich persönlich denke, so wird darauf kein Schuh und sollte vor allem auch keiner daraus werden.

Ich persönlich bin der Ansicht, daß diese Art der Hysterie für die Hunde absolut kontraproduktiv ist. Einerseits wird so ganz normalem hundlichen Verhalten ein Etikett verpaßt, statt daß die Menschen lernen müssen, sich damit auseinanderzusetzen, daß unsere Hunde keine Menschen sind und eine eigene Sprache und eine eigene Art der Kommunikation haben. Andererseits vernachlässigen nicht wenige Halter, die hundliches Verhalten einfach nur via Beißkorb verhindern, die absolut zentralste aller Pflichten: Unser Job sollte es nämlich sein, unsere Hunde zu verstehen, sie zu respektieren und sie zu lenken, damit sie nichts und niemanden gefährden und beschädigen müssen, nicht, ihnen ihre Sprache und ihre Ausdrucksmöglichkeiten zu nehmen.

Wir rufen schon bei einem Hund, der mal knurrt, weil er z.B. nicht angefaßt werden möchte, nach einem Beißkorb, statt Besuchern, die den Vierbeiner nicht mal auf seiner Decke in Ruhe lassen können, zu sagen, daß sie dort verdammt nochmal nichts zu suchen haben. In solchen Fällen hat der Hund meiner Ansicht nach schlicht das Recht, sein Wollen mitzuteilen, doch statt ihn zu schützen, benutzen wir den Beißkorb als Sicherung, um den Hund, der sich absolut legitim ein menschliches oder hundliches Verhalten verbittet, vom Abwehren abzuhalten, nur um ihn Bedrängungen weiter aussetzen zu können - und das halte ich für a) unfair und b) gefährlich.

Ich schreie wirklich nicht nach einer "guten alten Zeit". Aber ein paar Dinge, die ich in der Kindheit gelernt habe, waren verflixt viel besser als das Gewese, das heute gemacht wird, wenn ein Hund mal knurrt. Wenn ich mir erlaubt hätte, einen Hund im Körbchen streicheln zu wollen, ohne vorher Halter UND Hund zu fragen und mir dabei einen Schnapper eingehandelt hätte, dann hätte meine Mutter mir, wenn ich mich beschwert hätte, gesagt, daß ich selbst schuld bin, wenn ich den Hund nicht mal auf seinem Platz in Ruhe lassen kann. Und sie hätte damit schlicht recht gehabt (genauer, sie HATTE damit schlicht recht, und ich habe unseren Cockerspaniel nie wieder geweckt, um ihn zu nerven ;-)).

Ich glaube, es gehört nicht nur der Schutz Dritter vor unseren Hunden in unserer Trainingsprogramm, sondern zentral der Respekt vor den Bedürfnissen der Hunde, die wir führen. Und dazu würde in diesem Fall für mich gehören, daß der Beißkorb als Hilfsmittel im Freilauf benutzt wird, aber vor allem, daß Kailash eine ihm entsprechende, sinnvolle Aufgabe bekommt, die so nah wie möglich an seinen Bedürfnissen liegt. Wenn er lernt, daß Frauchen schon aufpaßt und er nur "melden" muß, dann wird er auch nicht mehr attackieren. Und DAS ist die Lösung, nicht der Beißkorb, der sollte ihn vor Beschädigungen schützen, die einen Wesenstest nach sich ziehen könnten, aber vor allem so schnell wie möglich wirklich überflüssig gemacht werden, meine ich.

Meiner Ansicht kann und darf das so einfach nicht funktionieren. Wir müssen unsere Hunde eigentlich so führen, daß sie gar keinen Grund haben, zu schnappen oder gar zu beißen, aber das geht halt nur, wenn wir nicht uns vor ihnen schützen, sondern sie vor uns.

Ich bitte, das jetzt nicht falsch zu verstehen. Das meint nicht, daß ein Hund wie Kailash nie einen Beißkorb tragen sollte. Als Management-Maßnahme ist das sicher richtig und wichtig, wenn er denn wirklich offensiv attackiert wie Ben es getan hat. Er sollte auch definitiv keinen Freilauf haben, solange er nicht gelernt hat, dieses Verhalten so nicht mehr zu zeigen, auch davon bin ich überzeugt. Was aber er, wie jeder andere Hund, der temporär via Beißkorb gesichert werden muß, vor allem anderen braucht, ist das Verständnis seines Menschen, ein Verständnis, das ihm gibt, was er wirklich braucht, daß ihn als Individuum und als Angehöriger einer Rasse, die nun einmal bestimmte Ansprüche stellt, sieht und danach handelt.

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

----

"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

Diana Offline

mit intelligenzspielendem Aussie in eigener Burg gegen Donnerwetter unterwegs


Beiträge: 286

17.09.2010 16:55
#66 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

...da hast Du viel wahres geschrieben....

Liebe Grüße
Diana mit Maya!

Raven Offline



Beiträge: 155

17.09.2010 17:49
#67 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat von critter
Daher erlaube ich mir eines klar zu stellen: ich würde nie jemandem dafür kritisieren, dass er/sie einen Hund beliebieger Rasse oder auch ohne Rasse aufgenommen hat. Auch wenn man am Anfang keine Ahnung hat, wie man mit dem Hund umgehen soll, kann man es lernen.



Ich habe lange überlegt, ob und was ich antworten könnte - Du hast es sehr gut ausgedrückt, Barbara! Danke dafür.
Und ohne das Thema weiter vertiefen zu wollen, bin ich aus eigener Anschauung der Meinung, dass ein Kangal auch zufrieden sein kann, ein kleines Grundstück ohne Vieh zu bewachen. Das hat vielleicht sogar den Vorteil, dass die Prägung auf und die Bindung an den Menschen besser sein wird.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass Claudia jetzt eine aufregende, aber auch glückliche Zeit bevorsteht.
Das 'Zusammenraufen' von Mensch und Hund kann so schön sein, gerade mit einem HSH, weil einem nix geschenkt wird.

Elektra, ich gebe Dir völlig Recht mit dem, was Du (besonders über das 'Gewese') sagst.
Und missverständlich finde ich es auch nicht.

LG Maja + die Kangals

wildfang Offline




Beiträge: 32

17.09.2010 17:59
#68 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat von critter
So lange der Hund der Meinung ist, dass jeder fremder Mensch ein Feind ist, würde ich ihn an der Leine führen und Menschenbegegnungen üben.



Kailash hatte Zeit seines Lebens täglich Begegnungen mit mehreren Menschen, sei es beim Gassi, in der Arbeit, beim Bergwandern - wo auch immer. Er bekam und forderte häufig Streicheleinheiten ein und war sehr freundlich, auch zu Rollstuhlfahrern, Menschen anderer Hautfarbe etc.. Besonders liebt er ältere Menschen.
Das ist auch heute noch so, nur auf seinem Territorium, das sich für ihn momentan ausdehnt, ist er offensiv und hier ist er auch strikt an der Leine.
Die letzte Beschädigung geschah vermutlich, weil das Mädchen in unvermittelt über den Kopf streichelte, als er sie beschnupperte! Daraufhin hielt er sie fest, was wie gesagt beim Do Khyi schnell ein (ein einzelnes, nicht 2 wie bei einem Biss!)Loch von 0,3 cm Tiefe geben kann.

Zitat von critter

Was man braucht ist einfach die Bereitschaft sich auf den Hund einzulassen, ihn kennen zu lernen und entsprechend seinem Wesen zu lenken.



Und deshalb bin ich heute mit Kailash ohne Leine und ohne Maulkorb durch einen riesigen einsamen Forst gelaufen, habe neben spielen und anderen Übungen das Bleib vor jeder Waldwegkreuzung mit ihm geübt und er hat es wunderbar gemacht, auch auf Entfernung.
Wir waren weiter von zu Hause weg, also keine territoriale Gefahr.
Ohne Leine könnte ich das niemals mit ihm in dieser Form üben.

critter Offline



Beiträge: 729

17.09.2010 18:31
#69 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Claudia,
Noch einmal - was du schreibst über Kailash klingt echt gut, du machst es toll. Meine Meinung nach sollst du dich durch diesen Vorfall nicht verunsichern lassen:

Zitat
Die letzte Beschädigung geschah vermutlich, weil das Mädchen in unvermittelt über den Kopf streichelte, als er sie beschnupperte! Daraufhin hielt er sie fest, was wie gesagt beim Do Khyi schnell ein (ein einzelnes, nicht 2 wie bei einem Biss!)Loch von 0,3 cm Tiefe geben kann.


Kailash hatte recht sich zu wehren. Wäre es ein Biss gewesen, hätte das Mädchen keine Hand. Gandhi - und ich betone, er hat noch nie zugebissen oder auch die Haut beschädigt beim Mensch oder Tier - würde mit wildem Geknurre und Geschnappe aufgesprungen. Einmal hat ein älterer Herr fast einen Herzinfarkt bekommen...
So Kailash ist super-gut sozialisiert, mag Menschen, kommt wunderbar zu recht mit Artgenossen und geniesst vertrauensvolle Beziehung mit dir. Was ihm fehlt ist die Zeit sich zu entwickeln, das ist alles.
Wenn du sein Territorium einschränken möchtest, brauchst du entweder einen Zaun, oder Gedult. In neuem zu Hause habe ich jeden Tag meine Hunde entlang der Grunstücksgrenze geführt, angeleint. Jetzt steht der Zaun (Nachbarn halten Kühe und haben Elektrozaun), trotzdem mache ich diese Runde immer noch.
Komischeweise mögen meine Dos die grosse Wiese nicht. Den Hof schon, es hat klare Grenzen, Wiese ist ihnen zu gross? Zaun zu durchsichtig? Keine Ahnung, dort wachen sie nicht.
An deiner Stelle würde ich mich eher auf Benennen konzentrieren. Weit weg von zu Hause übe einfach bis zum Umfallen: "es ist nur ein Mensch", "es ist nur ein Tier", usw. Wenn möglich, führe ihn nach dem "es ist nur ein Mensch" zu dem Menschen und lass ihn schnuffeln, während du ein paar Worte sagst. Nachbarn kennt er wahrscheinlich, besuche sie gezielt und rede, während Kailash sich neben dich langweilt. Verbringe Zeit vor dem Haus mit ihm an der Leine, erkläre ihm, was für dich interessant ist und was nicht.

Zitat
Und deshalb bin ich heute mit Kailash ohne Leine und ohne Maulkorb durch einen riesigen einsamen Forst gelaufen, habe neben spielen und anderen Übungen das Bleib vor jeder Waldwegkreuzung mit ihm geübt und er hat es wunderbar gemacht, auch auf Entfernung.
Wir waren weiter von zu Hause weg, also keine territoriale Gefahr.
Ohne Leine könnte ich das niemals mit ihm in dieser Form üben.


Das habe ich gemeint. Je öfter du die neue Umgebung besuchst, desto besser wird er folgen. Er wird deine Führung brauchen und die Übungen, die du mit ihm machst, gewinnen an Bedeutung.
Barbara

wildfang Offline




Beiträge: 32

17.09.2010 19:21
#70 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat von critter

Wenn du sein Territorium einschränken möchtest, brauchst du entweder einen Zaun, oder Gedult.


Zaun wurde überall erhöht und habe überall eindeutige Warnschilder angebracht.

Ich habe mir vorgenommen, dass Kailash nie mehr "beschädigen" wird. Ob das einzuhalten ist, weiß niemand, aber meine erhöhte Wachsamkeit/Präsenz kommt ja auch seiner Erziehung zu gute bzw. beeindruckt ihn hoffentlich.

Beruflich (Praxis)habe ich 20 Jahre Hundeerfahrung, aber das ist eben doch was ganz anderes.
Vor etwa 4 Jahren kam ein alter, ehr kranker Hund zu mir (Schilddrüsenunterfunktion, Babesiose, HD, taub, schlechter Ernährung-/Fellzustand). Er wurde in Italien von der Kette befreit, an der ihn seine Besitzer ohne Futter und Wasser zurück liessen. Ich dachte, dass er sowieso nur noch kurz zu leben hätte und nahm ihn auf. Er blieb noch 21 Monate! Ich rätselte immer, was es wohl für eine Rasse wäre. Kurz nachdem er gegangen war,sah ich ein Foto von einem Do Khyi.

Bruno war vielleicht einer oder ein Mischling. Auch vom Charakter. Allerdings gab es an dem alten wunderbaren Hund (ca. 14 Jahre) nicht mehr viel zu erziehen. Ich erfuhr, dass es einen Wurf Do Khyis geben würde und erkundigte mich sehr ausführlich über die Rasse. Wenn es einen roten Rüden gibt, wollte ich ihn nehmen. Es gab einen und so kam ich zu Kailash!

Danke für Mutmachen, deswegen bin ich hier

Angefügte Bilder:
DSCN0688.jpg  
FrauBine Offline



Beiträge: 3.919

17.09.2010 21:22
#71 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Ich komm ja momentan kaum - oder eher: gar nicht - zum Schreiben, lese aber diesen Fred so gespannt mit, als wäre es ein Krimi eines meiner Lieblingsautoren. Ich finde alles, was ihr über diese Hunde erzählt, sowas von spannend...

Was Elektra über den "Maulkorbhype" schreibt: da ist in meinen Augen viel Wahres dran... ganz allgemein, ohne es jetzt auf diesen speziellen Fall zu beziehen.

LG,
Sabine

critter Offline



Beiträge: 729

17.09.2010 21:52
#72 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat von wildfang
Ich habe mir vorgenommen, dass Kailash nie mehr "beschädigen" wird. Ob das einzuhalten ist, weiß niemand, aber meine erhöhte Wachsamkeit/Präsenz kommt ja auch seiner Erziehung zu gute bzw. beeindruckt ihn hoffentlich.


Er braucht Übung und mehr Kontrolle über seine Kraft. Und mehr Kontrolle über seine Emotionen. Das kommt mit der Zeit, wenn du selbst ruhig bleibst. Nach ein paar Jahren Training wirst du wahrscheinlich so wie ich Pokergesicht haben und sich langsam und bedacht bewegen . Nun ja, in meinem Fall kommt auch Übergewicht dazu
Und wenn du mit ihm viel Zeit verbringst, willst du auch merken, wann er bereit ist los zu rennen. In dem Moment kannst du ihn immer noch aufhalten.

Zitat von wildfang
Beruflich (Praxis)habe ich 20 Jahre Hundeerfahrung, aber das ist eben doch was ganz anderes.
Vor etwa 4 Jahren kam ein alter, ehr kranker Hund zu mir (Schilddrüsenunterfunktion, Babesiose, HD, taub, schlechter Ernährung-/Fellzustand). Er wurde in Italien von der Kette befreit, an der ihn seine Besitzer ohne Futter und Wasser zurück liessen. Ich dachte, dass er sowieso nur noch kurz zu leben hätte und nahm ihn auf. Er blieb noch 21 Monate! Ich rätselte immer, was es wohl für eine Rasse wäre. Kurz nachdem er gegangen war,sah ich ein Foto von einem Do Khyi.


Das Aussehen würde stimmen. Und Hypothyreose ist immer starker Indikator für möglichen HSH oder dessen Mix. Bitte überprüfe regelmässig auch Kailash, ich habe gelesen, dass Kastration bei Rüden verstärkt die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung.

Zitat von wildfang
Ich erfuhr, dass es einen Wurf Do Khyis geben würde und erkundigte mich sehr ausführlich über die Rasse. Wenn es einen roten Rüden gibt, wollte ich ihn nehmen. Es gab einen und so kam ich zu Kailash!


Einmal ein Do Khyi, immer ein Do Khyi... Ich kann mir auch mein Leben ohne die Vieher nicht vorstellen.
Kopf hoch, du schaffst es, auch wenn es keine Fertigrezepte gibt.
Barbara

wildfang Offline




Beiträge: 32

18.09.2010 09:44
#73 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat von critter
Bitte überprüfe regelmässig auch Kailash, ich habe gelesen, dass Kastration bei Rüden verstärkt die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung.




Ist schon passiert. Das Schöne: Gesamtes Schilddrüsenprofil kann ich mit neuem Laborgerät alles selbst und jederzeit wiederholen . (Würde aber geringgradig hypothyreoten Hund ohne Klinik nicht behandeln).

Gestern nachts, auf einsamen Spazierweg (nicht Territorium) kam plötzlich und schnell Radler mit Licht. Kailash ging ganz brav mit mir seitlich ins Feld. Wow.
Was mich besonders freut: ich merke, wie ich selbst immer leichter aufmerksam bin. Das scheint trainierbar zu sein und meine Sinne sind wohl auch in meinem Alter noch ausbaufähig

critter Offline



Beiträge: 729

18.09.2010 11:50
#74 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

Zitat
Gestern nachts, auf einsamen Spazierweg (nicht Territorium) kam plötzlich und schnell Radler mit Licht. Kailash ging ganz brav mit mir seitlich ins Feld. Wow.
Was mich besonders freut: ich merke, wie ich selbst immer leichter aufmerksam bin. Das scheint trainierbar zu sein und meine Sinne sind wohl auch in meinem Alter noch ausbaufähig


Trainierbarkeit hat mit dem Alter nichts zu tun!
Und - gratuliere, super Ergebnis!!!
Jetzt wird es immer besser sein, du wirst sehen!
Barbara

wildfang Offline




Beiträge: 32

18.09.2010 12:13
#75 RE: Territoriale Aggression beim Herdenschutzhund Zitat · Antworten

gestern hatte ich so eine Idee: seit einer Weile zähle ich immer mal, nach wievielen Schritten sich Kailash zu mir umdreht.
Nachts fremde Gegend alle 10, tags fremde Gegend alle 20-25 Schritte und im Gelände von Haus und Hof (Territorium): so gut wie nie!
Das ist ja auch logisch, klar. Aber ich dachte mir, es könnte doch ein guter Parameter für mich sein, wieviel Chancen ich habe, dass er bei plötzlichem Auftauchen Fremder auf mich hört (ja, du sagtest, das Zeitfenster ist sehr klein)und ich könnte so eruieren, wie sich für ihn sein territorialer Anspruch ausdehnt.
Das heißt, je seltener er sich umdreht, desto brenzliger wird es oder anders gesagt: Dreht er sich seltener als alle 20 Schritte nach mir um, dann muss er an die Leine. Blöde Idee????
Ich wünsche allen ein schönes WE mit euren Pelznasen, Claudia

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