Sie sind noch nicht angemeldet. Klicken Sie hier und lassen Sie sich kostenlos registrieren, um weitere Rubriken zu sehen und zusätzliche Lese- und Schreibrechte zu erhalten. Impressum 
Bilder Upload
| Übersicht | Suche | Registrieren | login |
| Hundeschule | Aggressionshund | Tierschutz | Toughstuff | Lennie | Impressum/Datenschutz

Anmeldung bitte hier
Dieses Thema hat 66 Antworten
und wurde 4.955 mal aufgerufen

Das Neueste auf einen Blick



 Pflicht und Kür (öffentlich)
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5
Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

31.12.2009 22:56
Fehlverknüpfungen Zitat · Antworten

Diesen Thread eröffne ich anlehnend an Sylvias Versuche, Nelli Grundsignale möglicherweise per Clicker beizubringen. Ich halte es für sehr vernünftig, das zu tun, allerdings birgt ein solches Training einige Tücken, auf die ich hier hinweisen möchte.

Mit Hilfe der folgenden Videos von Petra, die mit Mogli gerade das "Sitz" erarbeitet, läßt sich sehr schön nachvollziehen, wie und wie leicht Fehlverknüpfungen entstehen, wenn man ein paar grundlegende Regeln nicht beachtet. Mogli demonstriert hier sehr schön, wie Hunde lernen bzw. Reize miteinander verbinden.

Ganz grundlegend baut sich ein Clickertraining (gleiches gilt für jedes Training, das ein Markersignal benutzt) wie folgt auf:

1) Klassische Konditionierung

-> Der Hund lernt, daß auf das Geräusch des Clickers (oder auf das Markersignal/-wort) zuverlässig etwas von ihm Gewünschtes folgt.
Wichtig: Das "Gewünschte" muß nicht zwingend Futter sein, auch wenn man in aller Regel mit einer Verbindung Click -> Futter beginnt. Letztlich kann ALLES, was der Hund als angenehm/motivierend/Erfolg versprechend verbindet, eine Belohnung darstellen und damit als Folge für einen Click oder ein anderes Markersignal eingesetzt werden. Der Einfachheit halber spreche ich im Folgenden mal nur von Leckerchen, denkt Euch immer, daß Leckerchen auch durch Spiel, die Entfernung von einem Reiz, Streicheln usw. ersetzt werden könnte.
Aufbau: Man nehme einen Clicker, Leckerchen und einen Hund sowie eine extrem reizarme Umgebung (z.B. das eigene Wohnzimmer). Man clickere und gebe dem Hund unmittelbar und ohne daß der etwas dafür tun müßte, ein Leckerchen. Diese "Übung" wiederhole man ca. 10-15x, dann beende man das "Training". Wer mag, kann diese Einheit 2-3x täglich absolvieren, wobei der Raum, in dem geübt wird, wechseln sollte.

2) Operante Konditionierung

-> Der Hund lernt, daß auf ein Verhalten seinerseits ein Click/Markersignal sowie darauf (das hat er in Schritt 1 ja gelernt) eine Belohnung bzw. etwas von ihm Gewünschtes folgt. Für den Hund ist es jetzt nur logisch, Verhalten anzubieten, in der Hoffnung eben, daß es weitere Clicks/Belohnungen geben wird.

Was heißt das für ein Training?

a) Via Konditionierung haben wir die Möglichkeit, unseren Hunden Informationen in einer für sie verständlichen Sprache zu geben.
Wir können ihnen per Click/Marker sagen: Das ist richtig, dafür kriegst Du Lohn. Implizit lernt der Hund: Wenn es nicht clickt, habe ich nichts Erwünschtes getan. Woraus er in aller Regel folgern wird: Ich biete etwas anderes an, in der Hoffnung, daß es dann clickt und eine Belohnung gibt.

b) Daraus folgt, daß das Clicker-/Markersignal-Training ein extrem motivierendes ist. Der Hund wird versuchen, mit uns zu kooperieren, weil er auf die Belohnung aus ist. Darüberhinaus kann er sich bzw. verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren, aus beiden Anteilen entsteht eine kommunizierende Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Sozialpartner Hund.

c) Weitere entscheidende Vorteile:
I. Es läßt sich punktgenau bestätigen, was der Hund Richtiges tut, auch wenn er sich in einiger Entfernung befindet. Ein Beispiel: Der Hund läuft vor und soll auf Ruf zum Menschen kommen. Der Ruf erfolgt, der Hund wendet sich um, der Click kann markieren, daß diese Aktion bereits der richtige Schritt in die richtige Richtung ist, die Belohnung wird gegeben, wenn der Hund ankommt, was er auf Basis seiner klassischen Konditionierung Click/Leckerchen logischerweise tun wird.
II. Ein Markersignal verlängert die berüchtigten 3 Sekunden, die man normalerweise nur Zeit hat, um ein gezeigtes Verhalten so zu belohnen, daß der Hund noch in der Lage ist, Handlung und Belohnung miteinander zu verknüpfen. Ein Beispiel: Der Hund soll sich setzen, setzt sich, Frauchen hat keine Belohnung zur Hand, gräbt in diversen Taschen, der Hund sieht einen Artgenossen und entschwindet, das "Sitz" zuvor ist nicht bestätigt oder gar belohnt worden, jedes Leckerchen, das jetzt noch den Weg zu ihm findet, wird er mit der letzten von ihm gezeigten Verhaltensweise verbinden, hier also mit dem Weggehen. Wäre bereits geclickert worden, wäre der Hund für das "Sitz" in jedem Fall schon einmal bestätigt worden.
III. Ein Markersignal hilft, komplexe Zusammenhänge zu trainieren. Es kann in einer Trainingsphase ähnlich des Prinzips des Topfschlagens/Heiß-Kalt-Information einzelne Schritte bestätigen, die später zu einem Signal zusammengefaßt werden können. Ein Beispiel: Der Hund soll lernen einen bestimmten Duft zu suchen. In Schritt 1 lernt er den Geruch kennen, in Schritt 2 wird die Handlung, sich aktiv in Richtung Geruch zu bewegen, geclickert, in Schritt 3 wird das Verweissignal (z.B. Platz) trainiert, in Schritt 4 das Signal zum Suchen usw.. Am Ende wird nur noch belohnt, wenn der Hund die gesamte Kette richtig gezeigt hat, faktisch aber eben immer das Aufspüren und Anzeigen des Duftes.
IV. Ein Markersignal hilft, die Dauer eines Verhaltens auszubauen. Der Click, der generell ein Verhalten auflöst, wird einfach verzögert gesetzt. Beispiel: Ein Hund soll lernen, auf das Wort "Sitz" zu sitzen. Er tut das, der Click erfolgt sofort nachdem der Hund die Sitzposition eingenommen hat. Es folgen Click und Leckerchen. Der Hund soll in der Folge lernen, länger sitzen zu bleiben. Der Hund setzt sich, der Mensch wartet einige Sekunden, der Click folgt, ebenso wie das Leckerchen. Im Weiteren wird die Zeit zwischen der Einnahme der Sitzposition und dem Click in kleinen Schritten weiter ausgebaut. Am Ende kann der Hund beliebig lange sitzen (und eben auch mal warten).
V. Ein Markersignal hilft, ein Signal auf Entfernung zeigen zu können. Vom Prinzip her funktioniert das wie bei Punkt IV, nur daß jetzt nicht die Zeit verlängert wird, sondern der Halter sich schrittweise vom Hund entfernt.

Und wieso nun "Fehlverknüpfungen"?

Wir wissen aus der Lerntheorie, daß ein Hund Reize filtern muß, um herauszufinden, auf welchen er ein bestimmtes Signal ausführen soll. Da er die Worte, die wir sprechen, mit nichts verbinden, sie nicht als solche verstehen kann, müssen wir ihm beibringen, was sie für ihn bedeuten sollen.
Bleiben wir beim "Sitz". Wir wollen, daß sich unser Hund auf das Wort "Sitz" hinsetzt. Wir clickern also zunächst einmal IMMER dann, wenn er genau das tut. So lernt er, daß es ein von uns erwünschtes Verhalten ist, daß er sich setzt. Natürlich muß er dabei erfahren, daß wir dieses Verhalten nicht nur im Wohnzimmer toll finden, sondern überall. Das heißt, wir gehen mit ihm an verschiedene Orte und beclickern es, wenn er sich hinsetzt.
Nun verbindet unser Hund natürlich außer dem Ort noch mehr Faktoren mit einem Verhalten. Wenn wir die Plätze wechseln, aber immer in den gleichen Klamotten trainieren, ist das eine Konstante, die er genauso verknüpfen kann wie das Verhalten des Sitzens. Wenn wir immer Leckerchen in Sichtweite haben, verbindet er diese ebenfalls, er lernt also: Sie bestätigt mein Sitzen immer nur, wenn sie diese Klamotten und die Leckerchen in Sichtweite hat, sonst interessiert es sie nicht.

Und damit kommen wir zu den Filmen.

Petra hatte genau diesen Auftrag: In verschiedenen Räumen der Wohnung sollte sie bestätigen und belohnen, wenn Mogli sich hinsetzte. Worauf ich nie im Leben gekommen wäre, war, daß sie dabei nicht nur den Clicker und die Leckerchen als Konstanten haben würde, sondern sich auch noch immer hinknien würde, wenn sie mit Mogli übte. Man sieht es im zweiten Film sehr gut: Kaum steht sie während der Übung, ist der Hund verunsichert. Schließlich: Sie hat doch vorher immer mir zu Füßen gelegen, wenn ich für ein Sitzen ein Leckerchen bekam.

Noch lustiger war aber etwas anderes: Petra hatte in allen Räumen der Wohnung geübt, außer in der Küche. Blöderweise ist das aber der einzige Raum, in dem KEIN Teppich liegt. Und was passierte? Herr Mogli bot sein "Sitz" NUR auf Teppich an. Im ersten Film sieht man, daß er die Küche sogar in Richtung Flur und Teppich verläßt, um sich DORT dann hinzusetzen.

Fazit: Wenn man per Clicker oder sonstigem Training sichergehen will, daß ein Hund Reize korrekt miteinander verbindet, muß man dafür sorgen, daß diese Reize auch die einzigen Konstanten sind.

Konkret hieße das hier: Petra müßte Ort, Körperhaltung, Kleidung, Leckerchen und alle anderen Reize verändern und NUR das Sitzen bestätigen. Damit würde Mogli lernen: Ich soll mich immer und überall setzen. Erst danach trainiere ich übrigens das später zugehörige Signalwort, in diesem Fall "Sitz", auch hier ist dann darauf zu achten, daß nicht beispielsweise Sichtzeichen "eingebaut" werden oder andere Konstanten, die Mogli daran hindern könnten, zu lernen, daß das Wort "Sitz" bei ihm das Verhalten "sitzen" auslösen soll.

Eine weitere Anmerkung: Um dem Hund ein Lernen überhaupt zu ermöglichen, müssen alle Schritte nicht nur an verschiedenen Orten, sondern auch unter verschiedenen Ablenkungen trainiert werden. Dabei ist darauf zu achten, daß man zu Anfang sehr wenig Ablenkung hat und diese LANGSAM steigert.

http://www.youtube.com/watch?v=BMVyLs9-_qE

http://www.youtube.com/watch?v=uEbVSLTHw8Q

http://www.youtube.com/watch?v=7b5z5DLMoHA

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

----

"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

Schnuffelnase Offline



Beiträge: 5.204

31.12.2009 23:24
#2 RE: Fehlverknüpfungen - eine Gefahr für's Training Zitat · Antworten

Oh ja, das sind Fallen, die man irgendwie durch sinnvolles Training eindämmen, aber wie ich finde schwer gänzlich umgehen kann. Man glaubt garnicht, auf was Hunde alles achten. Mal nicht beim Clickern erlebt: gestern war es mir mit nur Holz im Ofen nicht warm genug. Ich legte zwei Brikett auf. Sofort stand Kira startklar neben mir und war irritiert, als ich mich wieder hinsetzte. Denn sonst stecke ich nur Brikett anstatt Holz in den Ofen, wenn ich raus gehe. Damit ich nachher noch Glut habe. Wenn man bedenkt, dass alles dieses von den Hunden akribisch wahrgenommen wird- Big Brother is watching you!

Die Hunde achten auf jeden Gesichtsausdruck, winzige körpersprachliche Signale- es ist garnicht so einfach, etwas variabel zu gestalten, wo man sich der Konstanz nicht bewusst ist. Wer weiß schon, dass er immer eine Augenbraue hochzieht, wenn er eine bestimmte Sache sagt? Am Ende ist der Hund auf die Augenbraue konditioniert *seufz*

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

31.12.2009 23:31
#3 RE: Fehlverknüpfungen - eine Gefahr für's Training Zitat · Antworten

Grins. So ein putzige Sache hatte ich auch mal. Wir hatten mit dem Hund einer Kundin "Sitz" geübt, fein der Reihe nach. Danach war "Platz" dran gewesen, auch fein der Reihe nach. Sie Signalwörter waren "drauf", der Hund setzte und legte sich zuverlässig, auch auf Spaziergängen.

Und dann fuhren wir an einen komplett anderen Ort, zu einem Wald-Café, das durch Wald, Feld und Wasser begrenzt war. Man kann da einen Rundweg machen und anschließend Kaffee trinken, und genau das wollten wir. Während wir gingen, übten wir natürlich auch. Und der Hund machte seltsamerweise NIE, was wir sagten, auf "Sitz" gab es sowenig eine Reaktion wie auf "Platz".

Es dauerte lange, bis ich die Lösung fand. Dort, wo Halterin und Hund wohnen, verläuft hinter dem Haus eine Bahnlinie. Doch nicht nur hinter dem Haus. Auf allen Strecken, auf denen wir übten, war diese Bahnlinie unser "Begleiter" gewesen. Jetzt aber waren keine Schienen und keine endlosen Güterzügen zu sehen oder zu hören. Das kluge Tierchen hatte eine klassische Fehlverknüpfung hergestellt, die wir schlicht nicht geahnt hatten: Nicht nur das Wort "Sitz" oder "Platz" war für den Vierbeiner das Signal zum Sitzen oder Liegen, sondern die Bahnlinie PLUS eines der Worte waren es. :-)

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

----

"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

Schnuffelnase Offline



Beiträge: 5.204

31.12.2009 23:36
#4 RE: Fehlverknüpfungen - eine Gefahr für's Training Zitat · Antworten

Zitat von Elektra
Es dauerte lange, bis ich die Lösung fand. Dort, wo Halterin und Hund wohnen, verläuft hinter dem Haus eine Bahnlinie. Doch nicht nur hinter dem Haus. Auf allen Strecken, auf denen wir übten, war diese Bahnlinie unser "Begleiter" gewesen. Jetzt aber waren keine Schienen und keine endlosen Güterzügen zu sehen oder zu hören. Das kluge Tierchen hatte eine klassische Fehlverknüpfung hergestellt, die wir schlicht nicht geahnt hatten: Nicht nur das Wort "Sitz" oder "Platz" war für den Vierbeiner das Signal zum Sitzen oder Liegen, sondern die Bahnlinie PLUS eines der Worte waren es. :-)



Ach du meine Güte, da habt ihr ja eine Goldmedaille verdient, dass ihr das am Ende noch rausgefunden habt

sylvia_s Offline




Beiträge: 153

31.12.2009 23:36
#5 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Meine Güte,
ist ja die Erleuchtung!
Ich weiß jetzt wo ich Fehler gemacht habe, nicht meine armen Hündel!
Danke Elektra, gut erklärt!

Wahnsinn Schnuffelnase,
nie wäre ich auf so einen Zusammenhang gekommen.
Ist ja irre,
Grüße S

dieWeissenHunde Offline




Beiträge: 161

01.01.2010 17:31
#6 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Halløchen!
Danke fuer die Videos...das was Mogli macht ist echt soo klassisch ;)
Schøn, dass mal auf einem Film zu sehen...;)

Viele Gruesse aus dem Norden
Silke

Pudl Offline




Beiträge: 521

01.01.2010 21:08
#7 RE: Fehlverknüpfungen - eine Gefahr für's Training Zitat · Antworten

Zitat von Elektra
Grins. So ein putzige Sache hatte ich auch mal.


So, so, du findest das mit den Fehlverknüpfungen also putzig. Grins.

Otto verknüpft prinzipiell mit "Aha, Gefahr! Wo?" fehl. Wenn ich ihn anfangs zu mir gerufen habe und zufällig im selben Moment 500 Meter hinter mir jemand um die Kurve gekommen ist, hat mein "Hier" in diesem speziellen Fall für Otto bedeutet: "Obacht! Da kommt wer. Gut dass Frauchen das vor mir bemerkt hat und mich darauf aufmerksam macht." Für die nächsten Wochen konnte ich "Hier" wieder aus meinem Wortschatz streichen. Weil jedes Hier = Wo ist die Gefahr?

Anfangs habe ich so Ottos Probleme mit Menschen ungewollt verstärkt. ICH habe diese Menschen hinter mir ja nicht mal bemerkt, es hat eine Weile gedauert, bis mich Ottos "komisches" Verhalten auf die Idee gebracht hat, mich mal umzudrehen und zu sehen, was hinter mir passiert. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass Menschen in so großer Entfernung irgendeinen Einfluss auf Otto hätten. Hatten sie nämlich auch nicht - wenn ich nicht zufällig was gesagt hätte.

Ja, es ist eh putzig. Aber bis man das kapiert hat, kann man schon verzweifeln...

lg
Pudl

P.S. Inzwischen muss ich "Hier" nur noch für die nächsten paar Minuten aus meinem Wortschatz streichen. Ist ja ein Fortschritt...

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

01.01.2010 21:20
#8 RE: Fehlverknüpfungen - eine Gefahr für's Training Zitat · Antworten

Naja, sieh es doch so: Du hast einen Hund, der Deine Intelligenz nicht damit beleidigt, Dir KEINE ordentlichen Rätsel aufzugeben. ;-)))

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

----

"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

Pudl Offline




Beiträge: 521

01.01.2010 21:39
#9 RE: Fehlverknüpfungen - eine Gefahr für's Training Zitat · Antworten

Ha, ha. Ich hätte eigentlich genug Herausforderungen in meinem Leben. Aber Otto ist zweifellos die spannendste. Wenn auch aus menschlicher Sicht "unintelligenteste."

Toni Offline

wo langjährig unschuldig sitzender Knasti entschädigt wird


Beiträge: 6.180

01.01.2010 22:35
#10 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Zitat von dieWeissenHunde
Halløchen!
Danke fuer die Videos...das was Mogli macht ist echt soo klassisch ;)
Schøn, dass mal auf einem Film zu sehen...;)
Silke


Dem möchte ich mich anschliessen. Habe das, speziell mit dem Teppich, auch schon öfter als Beispiel genommen, um Leuten Verknüpfungen und Generalisierung zu erklären, aber hatte es noch nie live erlebt.
Danke.
LG Nicole

**************
Liebe Grüße
Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen

"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."

Jean Donaldson

stoppel Offline



Beiträge: 8.461

02.01.2010 17:47
#11 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Ja Fehlverknüpfungen, die kenne ich auch zur Genüge.
Da rätselt Frau schon mal, warum 'hinten' plötzlich nicht mehr geht. Drei Meter zurück: alles o.k., fünf Meter vor: was soll ich?
Die Lösung: Wir hatten auf weichem Untergrund geübt, erst zu Hause auf dem Teppich, dann im Garten, dann im Park auf den Grasflächen, dann auf den Feldwegen. Nun gab es auf einem etwas breiteren Feldweg ein Stück Teerdecke - und Richy preschte voraus.
Nachdem das mehrmals an der Stelle genauso ablief, dirigierte ich ihn auf den Grasstreifen am Rand- und es klappte wieder.

Was hat Frauchen gelernt? Wenn es im Ernstfall wirklich klappen soll, dann begibt sie sich in die Grünzone.

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
_______________________________________________

"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)

Jasper Offline




Beiträge: 1.512

03.01.2010 17:23
#12 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Danke für die Videos!
Eine Fehlverknüpfung so deutlich zu sehen ist super interessant.

--------------------------------------------------------------------
Liebe Grüße,
Esther mit Jasper

"Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche"
Ernesto Che Guevara

sylvia_s Offline




Beiträge: 153

03.01.2010 23:54
#13 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Hallo Barbara und Alle,
ich habe festgestellt, dass meine beiden Hunde sehr gut aufs Geräusch des Clickers reagieren.
Nur: Natürlich fühlen sich beide angesprochen, wenn ich es auslöse.

Wenn ich Tassilo lobe, weil er sich nach mir umschaut, clicken, Nelli kommt und will das Leckerli,Tassilo guckt blöd vom fernen Ende der Schleppleine.

Soll ich eventuell versuchen Tassilo auf einen Click zu konditionieren und Nelli auf Doppelclick? Einfach um beiden ein persönliches Signal zu schaffen, womit sie unterscheiden können, wer gemeint ist?

Oder ist bei zwei Hunden besser Geräusche zu produzieren, als zu clicken, um ihnen ihr jeweiliges persönliches Signal zu geben?

Grüße Sylvia

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

04.01.2010 00:20
#14 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Ich kann da nur aus meiner Erfahrung sprechen, die sagt, daß meine Hunde gut erkennen können, ob sie gerade gemeint sind. Erstens spreche ich sie mit unterschiedlichen Namen an. Heißt: Wenn ich sage, "Seppi", dann guckt Seppi hoch und bekommt den Click und weiß natürlich genau, worin er gerade bestätigt wurde. Wenn ich ein Signal abrufe, stelle ich zur Sicherheit oft den Namen vor das Hörzeichen, also: "Ben, sitz" oder "Seppi, platz". Auch hier ist die Trennung klar, es bekommt auf jeden Fall der richtige Bestätigung und Belohnung.

Hinzu kommt, daß sich meine Wahrnehmung von "bestätigenswertem Verhalten" verändert hat. Ich finde es gar nicht schlimm, wenn sich der Hundekumpel auch ein Leckerchen abholt, auf dem Weg tut er nämlich garantiert etwas, das ich will, er kommt nämlich zu mir.

Zudem muß ja der Umstand, daß ich Seppi rufe und dafür clickere, daß er kommt, nicht bedeuten, daß Ben, obwohl er gerade kein Signal bekommen hat, nicht auch etwas Richtiges getan hätte.

Nur ein Beispiel: Ich clickere für Seppi, weil er sich freiwillig zu mir umwendet. Ich sage ihm damit: "Gute Idee, wenn Du herkommst, gibt es auch ein Leckerchen." Derweil war Ben die ganze Zeit an meiner Seite und erwartet jetzt ebenfalls eine Belohnung, schließlich hat es ja geclickt. Ich sage mittlerweile: "Na und?" Er hat doch etwas genauso Erwünschtes getan, er blieb nämlich da, wo ich ihn am liebsten habe, bei mir. Warum sollte er da nicht auch etwas bekommen, auch wenn er "eigentlich" gar nicht "gemeint" war?

Um es auf Deinen Fall zu übertragen: Du lobst Tassilo und bestätigst damit, daß er sich umgeschaut hat. Du clickerst, und er kann jetzt entscheiden, ob er sich das Leckerchen auch abholen will. Nelli aber kommt, sprich, tut etwas, das Du ganz grundsätzlich gut finden solltest und damit natürlich auch ruhig belohnen solltest.

Ich denke, Du solltest grundsätzlich und gar nicht so sehr wegen einer "Clickerproblematik", sondern im Dienste eines Trainingserfolges, möglichst viel mit beiden einzeln zu trainieren. Du solltest daran denken, daß alles, was Hunde lernen sollen, am besten dann geübt werden kann, wenn die Ablenkung nicht zu stark ist. Die Anwesenheit des hundlichen Mitbewohners jedoch IST in sich schon eine vergleichsweise große Ablenkung, zudem kannst Du Dich auch viel schlechter auf den Hund konzentrieren, den Du gerade trainieren willst.

Dazu kommt, daß Deine beiden einen sehr unterschiedlichen Ausbildungsstand haben. Man bringt auch ABC-Schützen nicht das gleiche bei wie Abiturienten, und sie lernen nicht umsonst auch nicht gemeinsam.

Ich glaube, Du nimmst Tassilo viele Chancen, wenn Du alles mit Nelli zusammen aufbauen willst. Nelli braucht in vielerlei Hinsicht Deine volle Aufmerksamkeit, da kannst Du Dich Tassilo nicht genug widmen. Und umgekehrt solltest Du nicht vergessen, daß er noch nicht einmal "die Koffer ausgepackt" hat, wie ein Bekannter von mir das immer nennt, sondern eigentlich noch in der Sondierungsphase ist. Vergiß nicht, daß die wenigen Wochen, die er jetzt erst bei Dir ist, in der Relation zu dem, was er vorher erlebt hat und was er jetzt alles lernen soll, wirklich nichts sind.

Nur zum Vergleich: Bis Ben das erste Vertrauen zu anderen Menschen außer mir lernen konnte, waren bereits ungefähr 1,5 Jahre ins Land gegangen. Seppi, der wirklich kaum Anpassungsschwierigkeiten hatte, brauchte trotzdem einige Monate, um zu begreifen, daß Freilauf tatsächlich alltäglich war und es entsprechend keinen Grund gab, ständig meilenweit vorzupreschen, nur um die Chance der freien Bewegung auszunutzen. Ich habe bei ihm anfangs keinerlei Wert auf Signale und ihre Ausführung gelegt, in den ersten drei Monaten habe ich konsequent nur freiwillige Orientierungen an mir sowie irgendwelche Reaktionen auf seinen neuen Namen und natürlich jeden noch so kleinen Schritt in Richtung Rückrufbarkeit geclickert. Dabei hatte er erstaunlich wenig Probleme mit der Namensänderung, trotzdem brauchte es dieses Vierteljahr, bis ich fand, daß wir anfangen konnten, auch am weiteren Grundgehorsam zu arbeiten.

Take your time und nimm die Hunde einzeln. Und denke daran, daß 3 mal 2 Minuten täglich konzentriert und korrekt aufgebaut, effektiver sind als stundenlanges Üben in Situationen, in denen die Hunde kaum lernen können, weil viel zuviel Druck auf sie ausgeübt wird und das Streßlevel zu hoch ist.

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

----

"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

sylvia_s Offline




Beiträge: 153

04.01.2010 08:49
#15 RE: Fehlverknüpfungen, Gefahren für's Training Zitat · Antworten

Hallo Elektra,
ich bin froh zu hören, daß es beim Auslauf ok ist, wenn Nelli die schnellere und erfahrenere sich die meisten Leckerlis ergattert.
Und ja, ich nenne sie sowieso beim Namen, da ich eben sagen will wer gemeint ist.

Ich nehme mir selten die Zeit getrennt zu laufen.
Das sollte ich natürlich auch noch machen, aber manchmal möchte ich auch mal Zeit für mich haben, sonst kann ich nicht im Forum neue gute Tipps nachlesen...

Zuhause clickern wir getrennt und im ganzen Haus. Wobei ich auch bemerkt habe, daß die Hunde dachten "man" macht Platz nur auf Teppichen...
Natürlich habe ich das unbewusst so inszeniert, da mir die Kälte des Bodens in Gedanken unangenehm war.

Leider tobt der jeweilige Hund, der nicht mitmachen darf laut rum,scharrt an der Tür, rumpelt laut rum, auch wenn er zum alleinsein noch ein dickes Stück Pansen als Trost bekommen hat.
Das ist einerseits belastend und auch ablenkend, andrerseits fällt mir dazu nichts anderes ein.
Ich bin gerecht und mache für jeden gleich viel Leckerlis.
Nelli kommt zuerst dran mit clickern, dann Tassilo, beide kriegen zum Warten was.

Im Frühjahr kann man dann einen in der Garten schicken oder lieber andersrum im Garten trainieren und der andere wartet im Haus. (das Gebell)

Grüße und vielen Dank liebe Barbara!

Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5
 Sprung