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Dieses Thema hat 6 Antworten
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Das Neueste auf einen Blick



 Behaviour (öffentlich)
Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

28.03.2008 15:49
Mit freundlicher Genehmigung Zitat · Antworten

Mielita machte mich heute auf einen -wie ich finde- sehr guten Text zum Thema Auslandshunde und Kulturschock aufmerksam. Ich habe Anita Volk von http://www.windhunde-sind-jagdhunde.de angeschrieben und gefragt, ob ich ihn hier veröffentlichen darf, sie nahm Rücksprache mit der Autorin und erlaubte es dann, bat nur darum, ihn nicht zu kürzen. Das finde/fand ich auch nicht notwendig, da ich denke, er ist in seiner Gänze sehr informativ.

Hier also der Text

------ cut -------

Nothilfe - nicht immer auch Hilfe aus der Not
(von Johanna Esser)

Ab nun hat alles Leid ein Ende... denn der arme Hund ist ja gerettet!

Aber da sitzt er nun in der hintersten Ecke des Zimmers, zittert, lässt sich kaum anfassen und schnappt auch noch zu, wenn man ihn in das schöne neue Körbchen mit den weichen Kissen und Decken setzen will!
Das viele Hundespielzeug interessiert ihn nicht weiter, selbst diverse Leckereien scheinen ihn nicht zu überzeugen. Und beim ausgiebigen Spaziergang? Da ist es auch nicht besser! Ängstlich schleicht er hinter uns her, jedes wohlgemeinte „aber du brauchst doch keine Angst haben“ , scheint der arme Hund nicht zu verstehen...

Ist er erst abgeleint, dann nimmt das Drama seinen Lauf! Weg ist der Hund!
Da hilft kein Leckerli, kein säuseln, kein rufen, kein pfeifen mehr (zu laut die Stimme erheben soll man ja nicht, denn davor hat der bisher geschundene und vernachlässigte Hund ja panische Angst). Der noch vor fünf Minuten scheinbar stark verängstigte Hund läuft und springt nun mit einer ungeahnten Selbstverständlichkeit weit entfernt von Herrchen oder Frauchen durch Wald und Wiesen!
Ist das nun der Dank für die Rettung aus Elend, Unheil und vielleicht sogar vor dem Tod?

Hilflosigkeit, Enttäuschung, Wut, Unverständnis und große Verzweiflung sind die Folge! Denn man meint doch alles nur gut, will helfen, hat gerettet!

So oder so ähnlich kann es kommen, wenn man sich unbedacht einen Hund über eine Nothilfe anschafft, und aus lauter Mitleid den gesunden Menschen- und Hundeverstand ausschaltet! Schnell kann aus der anvisierten und gewünschten Traumbeziehung zwischen Mensch und Hund auf diesem
Wege ein Horrorszenario werden!

Natürlich gibt es auch andere, positive Beispiele für Hundevermittlungen!
Und davon können und sollen es auch in Zukunft noch viele, viele mehr werden! Hat man sich also nun dafür entschieden, den zukünftigen Lebensweg mit einem Hund aus einer Nothilfe zu teilen, dann sollte man vorher einige wichtige Aspekte bedenken.

Am Anfang war das Wort...

Und da beginnt auch schon die Problematik. „Nothilfe“ oder „Notvermittlung“. Allein die Worte „Nothilfe“ oder auch „Notvermittlung“ sind schon als problematisch einzustufen.
Das Wort „Not“ kennzeichnet (laut Brockhaus) einen „Zustand der äußeren oder inneren Bedrängnis, der akuten Hilflosigkeit“. Und genau diese Hilflosigkeit erzeugt Mitleid.
Mitleid, in diesem Fall mit dem armen und vermeintlich hilflosen Hund. Besser wäre sicherlich eine „entschärfte“ Namensgebung, welche nicht ausschließlich an die menschliche Gefühlswelt appelliert! Denn: Aus Mitleid darf kein Hundekauf getätigt werden!

Nun aber zum Objekt der Begierde, dem Hund. Beispielhaft seien hier die allseits beliebten Hunde aus dem Süden und deren mögliche Problematik bei der Vermittlung angeführt.
Diese stehen jedoch stellvertretend für viele andere Hunde aus dem In- und Ausland!
Das Wichtigste gleich vorweg: Jeder Hund ist ein Individuum und hat seine eigene Geschichte, welche es zu berücksichtigen gilt.

Hunde aus dem Süden ...

Fragt man Menschen, warum es denn gerade ein Hund z.b. aus Spanien oder Griechenland sein soll, so hört man oftmals immer wieder die gleichen Antworten. Diese Hunde seien ja so sozial, so anspruchslos, so unkompliziert und so unglaublich dankbar. Stimmt auch!
Man muss diese Aussagen nur decodieren können!

Es ist richtig dass diese Hunde oftmals sehr „sozial“ sind. Aber das bedeutet, dass sie auf ihre ureigene Lebenssituation sozialisiert sind, so z.b. auf das Leben in großen Hundegruppen (auf einer Finca bei Tierschützern, auf der Straße oder in großen Gruppen bei Jägern). Der intensive oder regelmäßige Kontakt mit Menschen ist hier eher selten. Der Hund ist also
nicht in erster Linie auf ein Leben mit dem Menschen sozialisiert. Er lebt mit anderen Hunden in großer Anzahl zusammen, der Mensch beachtet ihn meist nicht und hat daher auch keine maßgebliche Bedeutung für ihn.

Hinzu kommt die Lebenssituation des Hundes im Süden. Er kann sich meist den ganzen Tag frei bewegen, muss niemals an der Leine gehen, ist keinem Dauerlärm einer Großstadt ausgesetzt und hat mit Menschen nur wenig
zu tun. Wenn Kontakt zu Menschen besteht, dann ist es oftmals nicht der Angenehmste!
Man sollte also festhalten: In ihrer Lebenssituation (Spanien, Griechenland usw.) sind diese Hunde „sozial“, selbstbewusst und durchaus unkompliziert!
Kommen diese Hunde dann nach Deutschland ist der „Kulturschock“ meist unvermeidbar!
Das wirkliche Leid der Tiere fängt meist hier erst an! Die Hunde haben oft große Angst vor Menschen und zeigen sehr starkes Jagdverhalten. Keine gute Kombination.

Eine Vermittlung nach Deutschland ähnelt in diesen Fällen nicht selten einer Zwangstherapie. Der Hund ist dazu gezwungen mit unserer Lebenssituation hier klarzukommen, ob er nun will oder nicht. Und das heißt dann Leine (Bloß keinen Freilauf gewähren, denn dann ist der Hund ja bekanntlich weg), kaum bis keine Bewegungsfreiheit und kaum zuvor gekannten engen Kontakt mit Menschen.
Das Dilemma steckt hier in einem geglaubten „Freifahrtschein“ Hunde zu halten, welche nicht für die hiesige Situation gemacht sind. Aber das Argument des „Rettens“ oder „Helfens“ entbindet eben nicht von einer großen Verantwortung des Menschen gegenüber dem hoch sozialen Säugetier Hund!

Wer bin ich, was will ich und welchem Hundetyp kann ich gerecht werden?

Bevor man sich einen Hund anschafft, sollte man sich ja bekannter Weise ohnehin Gedanken über den gewollten Hund machen. Das heißt, was bin ich für ein Mensch und was für einen Typ Hund will ich haben, welchem Hund kann und will ich gerecht werden, welcher Hund passt in meine Lebenssituation, was bin ich für einen bestimmten Hund bereit in meinem Leben zu ändern usw... Die Liste der zu bedenkenden Kriterien ist lang und ein Thema für sich, welches an dieser Stelle nicht näher erörtert werden soll.

Hier ist ganz eindeutig die Eigenverantwortung des Hundekäufers gefragt! Bei der Wahl eines Hundes aus einer Nothilfe scheinen solche Kriterien und Überlegungen nicht selten sträflichst vernachlässigt zu werden – mit immer wieder fatalen Folgen für Mensch und Hund. Viele Menschen entscheiden sich in diesem Fall einfach nur für „Helfen“ und nicht für eine bestimmte Hunderasse oder einen ausgewählten Hundetyp. Aber ein Hund - in - Not ist immer noch ein bestimmter Hund einer bestimmten Rasse oder eine Mischung aus bestimmten Rassen. Und die Bedürfnisse eines solchen Hundes müssen genau so bedacht werden, wie die Bedürfnisse eines Rassehundes vom Züchter.

Ein Podenco aus einer Nothilfe ist immer noch ein Podenco, also beispielsweise ein 100%-iger Jagd- und Laufhund.
Daran ändert auch der Hund - in - Not nichts! Ganz im Gegenteil! Ein Notfall entbindet nicht von der bedachten Rassewahl! Hinzu kommt, dass Hunde aus Notvermittlungen fast immer bereits eine Vorgeschichte haben, welche nur in den wenigsten Fällen auch genau bekannt ist. Ein nicht zu unterschätzender Risikopunkt. Auf jeden Fall bedeutet das für den künftigen Hundebesitzer oftmals eine aufwendigere und länger andauernde Erziehung als z.b. bei einem Welpen/Hund vom Züchter, dessen bisheriges Leben meist bis ins kleinste Detail zurück zu verfolgen ist.
Nur Mitleid und Rücksicht für den geschundenen Hund haben fatale Folgen und können in ihrer extremsten Ausführung tierschutzrelevant sein. Ob das nicht etwas übertrieben ist? Warum Tierschutzrelevant?

Tierschutzrelevanz der Hundevermittlung

Tierschutzrelevant wird die Vermittlung eines Hundes dann, wenn man dem Hund Leid oder Schaden zufügt. Schaden in diesem Fall zu verstehen als „Folge einer Verletzung der körperlichen oder psychischen Integrität eines Individuums“ (Feddersen-Petersen, 2004).
Muss es also z.B wirklich sein, einen hochgradig schreckhaften Hund (weil eben nicht auf Menschen und die hiesige Lebenssituation sozialisiert) nach Deutschland zu holen? Was hat der Hund davon, wenn er den hier auftauchenden Belastungen nicht adäquat begegnen kann? In solchen Situationen kann sich dann schnell chronischer Stress entwickeln, welcher
wiederum zu physiologischen Veränderungen und zu Verhaltensänderungen führen kann (z.b. Apathie, unvorhersehbare Aggressivität, dauernde Unruhe usw.). Diese dauernde Unangepasstheit an die hiesigen Lebensumstände, die ständige Angst vor unbekannten Dingen kann man durchaus als dem Hund auferlegtes Leid bezeichnen. Und genau das wäre dann streng genommen Tierschutzrelevant!

Folgende Aspekte sollte man also bedenken, wenn man einen Hund aus seiner vertrauten Lebenssituation nach Deutschland „rettet“:

Achtung der Leidensfähigkeit des Hundes
Damit ist hier in erster Linie der Wechsel der Lebenssituation des Hunds gemeint. Geht es dem Hund hier wirklich besser? Oder geht das Leiden des Hundes hier erst los? Hilft man wirklich oder versucht man bloß eigene Defizite durch unreflektiertes Helfen auszugleichen?

Achtung des hündischen Rechts auf individuelle und normale Entwicklung
Dazu gehört es, dem Hund ausreichenden Kontakt zu anderen Hunden und Menschen zu ermöglichen. Eine „normale“ Entwicklung heißt hier auch dem Hund soziale Unterstützung zu gewähren, welche die neue Lebenssituation für den Vierbeiner deutlich entspannen kann und letztendlich zu einer positiven Umbewertung der Situation führen kann.

Achtung des hündischen Rechts auf ein den biologischen Anlagen gemäßes Leben (Rassebesonderheiten)
Hier sei wieder an die Rassewahl und deren Besonderheiten zu denken! Wie schon bereits erwähnt: Ein Podenco ist und bleibt ein extremer Jagdhund! Vollkommen egal ob er nun von einem Züchter oder aber aus einer Nothilfe stammt. Extremer Jagdtrieb und die oftmals als „Scheu“ verharmloste Angst vor dem Menschen, können das zukünftige Leben von Hund und Herrchen/Frauchen in deutschen Gefilden (wenig Platz, viel Verkehr, viele Menschen, Reizüberflutung usw.) zu einer Dauerstresssituation werden lassen.
Erziehung und Umgewöhnung ohne Angst, Stress, Leiden und Schmerzen –
Alles hier ist für den Hund neu und meist auch unbekannt. Darauf gilt es Rücksicht zu nehmen und angemessen zu handeln. Der Situation und dem jeweiligen Hund angemessen zu handeln, kann aber auch bedeuten, bestimmte Ratschläge oder sogar Vorschriften der vermittelnden Organisation kritisch zu hinterfragen. BSP.: Den Podenco oder Galgo darf man NIE von der Leine lassen! Welch ein Leid und Stress für einen Jagd- und Windhund!
Ist das zu verantworten? Ein Hund, der zum Jagen und Laufen gezüchtet worden ist, soll nun allen Ernstes den Rest seines Hundelebens an einer Leine fristen?
Ergänzend sei erwähnt, dass ein ständig angeleinter Hund ohnehin nicht artgerecht gehalten wird, da er sich nur auf Strecken bewegen kann, die sein menschlicher Begleiter unter rein menschlichen Aspekten aussucht. Die erfahrbare Reizvielfalt des Hundes verringert sich so automatisch um ein Vielfaches! Denn die für den Menschen relevanten Umweltreize besitzen nur eine verschwindet geringe Bedeutung für den Hund!

Anforderungen an Vermittlungsstellen und/oder Nothilfen und deren Menschen

Wo beginnt Tierschutz? Was ist wichtig wenn es um die Vermittlung eines Hundes geht?
Der allerwichtigste Grundsatz gleich vorweg: Wer Hunden wirklich helfen will, der muss auch Menschen mögen! Denn es geht ja nicht nur um einen Hund den man glücklich machen will, sondern auch um einen Menschen! Besser: Es geht um die glückliche und funktionierende Beziehung zwischen Mensch und Hund!
Daher darf die Arbeit im Tierschutz, wozu natürlich auch die Hundevermittlung zählt, niemals aus einem Enttäuscht-sein-von-Menschen resultieren. Ich stimme da Konrad Lorenz zu, der einst sagte : „Vor allem unter den Hundefreunden gibt es Leute, die nur bitterer Erfahrungen wegen beim Tier Zuflucht suchen. Es stimmt mich ernst und traurig, wenn ich den bösen und völlig falschen Satz höre: „Die Tiere sind doch besser als die Menschen“. Sie sind es nämlich wirklich nicht!(Lorenz, 1995).
Zu Beginn geht es also erst mal um das Selbstverständnis einer Hundevermittlungsstelle.
Es soll mit ihrer Hilfe gelingen, die passenden Mensch-Hund-Gespanne zusammen zu führen. Und das ist nicht immer einfach! Verstand, Fachverständnis und Emotionen vermischen sich da schon mal zu einem wilden Knäuel!

Zum Fachverständnis

Menschen, die für eine Nothilfe arbeiten, sollten sich mit der zu vermittelnden Hunderasse und deren Mix-Varianten bestens auskennen und über Wesensmerkmale und Bedürfnisse der jeweiligen Hunde bescheid wissen. Hierzu zählt beispielsweise auch die Verwendung der Rasse in ihrem Ursprungsland! Dieses Wissen sollte dann auch so detailliert und objektiv wie möglich an den potentiellen Hundebesitzer vorab weitergegeben werden.
Aussagen wie „Er braucht nur liebende Hände und ein weiches Sofa“, haben zumeist fatale Folgen! Mitleid ist keine Grundlage für eine funktionierende Mensch-Hund-Beziehung!
Die von vielen Interessenten stark gefürchtete „Vorkontrolle“ (weil es einem ja manchmal so vorkommt als wäre es eine Ehre wenn man einen eventuell kranken und/oder verhaltensgestörten Hund haben DARF), sollte vielmehr ein „Beratungsgespräch“ sein, in welchem es darum geht herauszufinden ob Mensch und Hund zusammen passen. Und noch etwas! Der zukünftige Hundebesitzer ist auch Kunde! Daher hat er auch das gute Recht, selbstbewusst aufzutreten, Fragen zu stellen und hinter die Kulissen zu blicken.
Keinesfalls muss er sich geehrt fühlen, überhaupt für so einen geschundenen Hund in Frage zu kommen. Denn nicht selten ist die Entscheidung für einen Hund aus einer Nothilfe mit großen finanziellen, zeitlichen und nervlichen Belastungen verbunden.

Zur Auswahl der zu vermittelnden Hunde

Wenn möglich sollten die Nothilfen die zu vermittelnden Hunde selbst aussuchen und nicht einfach „einfliegen“ lassen. Sollte das nicht möglich sein, so muss ein absolutes Vertrauensverhältnis zwischen den Mitarbeitern in Deutschland und denen im Ausland vorhanden sein. Denn nur auf diesem Wege ist es möglich, detaillierte Informationen über die jeweiligen Hunde zu erlangen und diese auch kompetent weiterzugeben.
Die ausgewählten Hunde sollten ausgiebig untersucht werden und auf eventuelle landestypische Krankheiten getestet werden. Bei schwer kranken Hunden ist auf jeden Fall zu überlegen, ob eine Vermittlung und die damit verbundenen Strapazen für den Hund wirklich eine „Rettung“ darstellen, oder ob es nicht fairer wäre, den Hund in seiner Heimat zu lassen.

Ein weiterer brisanter Punkt ist die Vermittlung von Welpen. Es darf weder
sein, dass Welpen nur weil sie vermittelt werden können, zu früh von ihrer Mutter getrennt werden, oder dass Welpen sogar extra „produziert“ werden, um so als einträgliche Geldquelle und/oder als „Zugpferd“ für Mitleid und menschliche Spontankäufe herhalten müssen! Ganz deutlich:

Hundevermittlung darf kein Hundehandel und auch keine Massenvermehrung sein!

Sind die Hunde in Deutschland, so sollten sie im Idealfall immer zuerst von versierten und informierten Mitarbeitern der Organisation in Empfang genommen werden. Diese können die Hunde dann erst mal genau in Augenschein nehmen, den Gesundheitszustand überprüfen (inklusive notwendiger Tierarztbesuche) und eventuelle Verhaltensauffälligkeiten feststellen. Eine weitere sehr wichtige und unerlässliche Aufgabe der Pflege- und Vermittlungsstellen besteht darin, die Hunde aus anderen Ländern und Lebenssituationen behutsam und mit viel „Hundeverstand“ an die neue Lebenssituation und die neuen Umweltreize zu gewöhnen. Denn nur wenn sich die betreuenden Personen ausgiebig mit den ihnen anvertrauten Hunden beschäftigen, können sie auch verlässliche Aussagen bezüglich Charakter, Wesensmerkmalen, Besonderheiten und eventuellen Verhaltensstörungen treffen. Und genau diese Informationen sind für den zukünftigen Hundebesitzer von allergrößter Bedeutung!

Nur in den seltensten Fällen macht es Sinn die „Hundeübergabe“ direkt am Flughafen zu machen... Die Gefahren sind einfach zu groß! Denn es handelt sich ja zumeist um vollkommen unbekannte Hunde. Weder die Mitarbeiter (es sei denn sie haben die Hunde zuvor schon in ihrem Heimatland kennen gelernt) noch die potentiellen Hundebesitzer wissen ja, was sie da nun wirklich erwartet. Man entscheidet sich ja regelrecht für eine „Wundertüte“. Bei Welpen könnte man diese Variante noch in gewissen Fällen als „ok“ bewerten. Die jungen Hunde können auf diesem Wege sofort in ihr bleibendes Zuhause, und müssen nicht noch eine zusätzliche Umgewöhnung in Kauf nehmen. Trotzdem sollten die Mitarbeiter der Organisation selbstverständlich auch gerade bei der „Abholvariante“ vom Flughafen, dem Hundebesitzer stets mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn dieses erforderlich ist.

Was bleibt ist der gesunde Menschenverstand?

Bei aller Kritik, bei allen Bedenken und bei allem „Für“ und „Wieder“, sollte noch immer der gesunde Menschen- und Hundeverstand maßgeblich bei der Auswahl eines Hundes sein. Hat man als Interessent für einen Hund Bedenken oder fühlt man sich unsicher, so ist es ratsam auch einen Experten, einen Hundetrainer oder einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen. Besser einmal mehr informiert als einmal zu wenig!

Und so halte ich es zum Schluss wieder mit Konrad Lorenz, welcher äußerst richtig bemerkte: „Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk, das nicht minder bindende moralische Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft eines Menschen“ (Lorenz, 1995).

Und um aus dieser Freundschaft eine für Mensch und Hund faire Beziehung
erwachsen zu lassen, heißt es immer wieder: „Augen auf beim Hundekauf“!

------ cut -------


Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

EssenerRudel Offline

Stehauf-Frau


Beiträge: 1.005

28.03.2008 15:59
#2 RE: Mit freundlicher Genehmigung Zitat · Antworten

Ich kenne diesen Text auch und finde jeder sollte ihn sich zu Herzen nehmen! Wenn sich jemand für einen Hund als Familienzuwachs entscheidet muss man sich genau darüber im Klaren sein: welche Vorraussetzungen stelle ich an MEINEN Hund, was kann ich ihm bieten, welchen Aufwand kann ich aufwänden? Ich verübel es niemanden, wenn er sich für einen Hund vom Züchter entscheidet! Nicht für jeden ist ein Auslandshund geeignet!

Mydog Offline

Direktorin des Zwockel-Zirkus und bekennend geschirrsüchtig sowie Tante Lupa (Admin)


Beiträge: 38.113

28.03.2008 18:30
#3 RE: Mit freundlicher Genehmigung Zitat · Antworten

Bin von diesem Text extrem beeindruckt und berührt. Das sollte sich wirklich jeder durchlesen, der einen "Not"-Hund aufnehmen will. Damit Motive und Erwartungen im Einklang mit den Realitäten und Anforderungen dieser Hunde stehen.
Und wenn man sich diesen Anforderungen nicht gewachsen fühlt, dann gibt es im Tierschutz auch jede Menge "einfache" Hunde, die diese Probleme nicht mitbringen. Und auch die brauchen ein gutes Zuhause.

Ich persönlich habe Murphy ja vom Züchter und das war aus meiner damaligen Sicht und in der Situation für mich auch die richtige Entscheidung. In Zukunft würde ich aber immer im Tierschutz nach einer Fellnase suchen. Und ich bin realistisch genug, daß ich den Anforderungen der so geschilderten Auslandshunde, im Moment, in meiner jetzigen Situation nicht gerecht werden könnte.

Aber ich würde mich beispielsweise in der Lage sehen, einen älteren Hund aufzunehmen. Damit habe ich jetzt Erfahrungen und das würde zu mir und meiner Situation passen. Und so denke ich, sollte jeder sehen, welcher Hund am besten zu ihm paßt.




Petra mit Mogli und dem Schäfchen im Herzen
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Der ist nicht klein, der ist ein Hundekonzentrat. :o)

Scraty ( gelöscht )
Beiträge:

28.03.2008 22:19
#4  Zitat · Antworten

Claudia ( gelöscht )
Beiträge:

28.03.2008 22:20
#5 RE: Mit freundlicher Genehmigung Zitat · Antworten

Zitat von Scraty

Er sollte Menschen die sich einen Straßenhund anschaffen möchten als Lektüre empfohlen werden.
Kiara


Nicht nur denen !!!

Scraty ( gelöscht )
Beiträge:

28.03.2008 22:40
#6  Zitat · Antworten

EssenerRudel Offline

Stehauf-Frau


Beiträge: 1.005

29.03.2008 11:54
#7 RE: Mit freundlicher Genehmigung Zitat · Antworten

prinzipiell gilt das für jeden Hund. Jeder der sich einen Hund anschafft, sollte genau überlegen. Das Tierheim Schicksal trifft eben keine besondere Hunde Art. Ob Mix oder Rasse, ob groß oder klein... wenn die Besitzter nicht verantwortungsvoll sind, oder einfach nur einen Bilderbuchhund wollen könne alle dort landen

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