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Dieses Thema hat 11 Antworten
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 Behaviour (öffentlich)
Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

25.09.2008 18:16
Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten
Freitag, 19.9.2008, 19 Uhr, Düsseldorf, Referentin: Dr. Ute Blaschke-Berthold

So, jetzt die angedrohte Zusammenfassung des Vortrags vom letzten Freitag. Ich fand es mal wieder sehr spannend, Ute war in Bestform, einzig der obligatorische Männer-Witz fehlte. ;-)

Zu Beginn wies sie einmal mehr darauf hin, daß sie Naturwissenschaftlerin durch und durch sei - als ob das nicht jeder Dorfdepp merken würde, sobald sie erstmal loslegt. Da wimmelt es von verhaltens- und lernbiologischen Erklärungen, von Denkmodellen und logischen Ketten, und ich muß sagen: Ich genieße es jedesmal. :-)

Gleich am Anfang stand ein zunächst einmal erstaunlich anmutender Satz, der mir haften blieb: Die Naturwissenschaft bevorzugt immer die einfache Erklärung. Aha, wär man so nicht unbedingt drauf gekommen. Dachte ich. Bis das "aber" folgte und mich mega-grinsen ließ: Einfach ist NICHT gleich bequem. Soll heißen: eine einfache Erklärung kann durchaus einen unbequemen Weg mit sich bringen. Womit wir wieder beim Thema wären. Denn: Einen ressourcenverteidigenden Hund zu trainieren, ist nicht so ganz einfach. Vor allem: Es geht NICHT schnell. Es erfordert Geduld. Allerdings, so sagte Ute, sei die Ressourcenaggression immer noch die Form der Aggression, die am leichtesten zu „bekämpfen“ sei. Vorausgesetzt: Mensch sieht und begreift hundliche Signale und macht keine Machtspielchen mit dem Vierbeiner. Also nix is mit „der knurrt, dann muß ich das Fressen erst recht wegnehmen“. Fingerspitzengefühl ist angesagt und: Verständnis für die Natur des Hundes.

Das nämlich war die Kernaussage zu Beginn: eine Ressource zu verteidigen ist ganz normales und für den Hund logisches hundliches Verhalten. Es ist nicht böse, es ist nicht pfui, es ist ganz schlicht: aus hundlicher Sicht folgerichtig.

Das im Hinterkopf habend, folgt die Frage: Was ist überhaupt für den Hund eine Ressource, warum verteidigt er sie, wie verteidigt er sie, und wie reagiere ich eben ohne eigene Aggression richtig.

Antwort 1: Eine Ressource kann aus hundlicher Sicht sein: a) Futter in jeder Variation, b) Spielzeug jeder Art, c) ein Platz (Bett, Sofa, Decke u.ä.), d) ein Ort (Auto, Zuhause u.ä.) oder e) eine Bezugsperson.

Antwort 2: Ein Hund verteidigt eine Ressource, weil sie ihm aus irgendeinem Grund wert erscheint, meist weil sie knapp ist. Sprich: Der Hund kriegt nur begrenzt Futter, also will er das, was er hat, nicht hergeben. Oder: Vom Spielzeug gibt es nur eins, und das gehört nun einmal ihm.
Wobei man sagen muß: Ein Hund ist stets und immer erfolgsorientiert, er macht für jedes Verhalten quasi eine Art „Kosten-Nutzen-Analyse“. Das heißt: Er wird sich genau überlegen, welches Ressource es wert ist, sie zu verteidigen und welche nicht. Das bedeutet z.B., daß er einen Pott Trockenfutter vielleicht nicht verteidigt, den Fleischknochen aber schon. Daß er das neue Bällchen, mit dem alle spielen, nicht verteidigt, seinen abgenudelten Teddy-Bären, der ihm persönlich gehört, jedoch durchaus.
Ressourcen haben also, zusammengefaßt, unterschiedliche Wertigkeiten, woran sich wiederum die Intensität der Verteidigung orientieren kann.

Womit wir bei Antwort 3 sind: Der Hund verteidigt seine Ressource in aller Regel „abgestuft“. Leider verpennen wir Menschen die ersten Stufen nur allzu oft und werden erst wach, wenn das Viecherl knurrt oder gar schon schnappt. Dabei hat der Hund zumeist deutlich vorgewarnt.
Warnstufen sind: a) schneller fressen, wenn es sich bei der Ressource um Futter handelt, b) sich über die Ressource stellen, c) sich über der Ressource abducken, d) das Gegenüber fixieren, e) Drohgebärden, f) knurren und natürlich g) schnappen/beißen.

Wie wir sehen: Wenn der Hund schon knurrt, haben wir bereits massenweise Anzeichen verschlafen. :-)

Was zur Einleitung für Antwort 4 führt, was können wir denn nun tun, wenn der Hund signalisiert „das ist meins, und ich geb’s auch nicht her“? Ganz einfach: Erstmal die Signale erkennen und die Spirale daran hindern, sich hochzuschrauben. Heißt konkret: Wenn der Hund eins der Zeichen zeigt, ziehen wir uns zurück und planen eine Strategie. :-)

Was tun bei Ressourcenverteidigung?

Die wiederum läßt sich in zwei große Teile gliedern: Teil 1 ist das sogenannte Management, sozusagen die Schnell-Abhilfe, die nichts weiter bedeutet, als dem Hund das Seine zu lassen und die Menschen und Artgenossen zu sichern. Management-Maßnahmen sind so simple Dinge wie „die Tür zum Raum zu schließen, in dem der Hund frißt“, „die Futterschüssel dort zu plazieren, wo der Hund ungestört ist“, „den Hund nicht mit einem anderen zusammen zu füttern“ – eben alles zu tun, daß der Hund die Ressource gar nicht verteidigen muß.

Eine weitere Maßnahme kann eine Überflutung des Hundes mit der Ressource sein. Ein Vierbeiner, der Spielzeug verteidigt, wird schon ziemlich dämlich aus der Wäsche gucken, wenn plötzlich das ganze Zimmer voller Spielsachen ist und er gar nicht mehr weiß, wo er eigentlich zuerst verteidigen soll. Und wird in der Folge lernen: Die Ressource ist nicht knapp, muß daher nicht verteidigt werden, es lohnt sich einfach der Streß nicht, salopp formuliert.

Wobei das Stichwort Streß ein zentrales ist. Denn ein Hund, der eine Ressource glaubt, verteidigen zu müssen, ist in der Regel hoch erregt. Und meistens ingesamt sehr leicht erregbar. Was bedeutet, zum Training gehören zwingend auch Entspannungsübungen, denn der Vierbeiner kann einfach nichts lernen, wenn er in der Nähe der Ressource nichts anderes kann als unter Strom im Sinne von Streß zu stehen. Er muß also, bevor man tatsächlich alternatives Verhalten vermitteln kann, üben, sich in der Nähe der Ressource zu entspannen. Hier sind Übungen wie der Aufbau eines Signals „easy“ oder gezielte Trainingseinheiten, die den Hund auf seiner Decke relaxen lassen Hilfsmittel erster Wahl.

Ist der Hund dann in der richtigen Stimmung, kann es weitergehen. Genauer, muß es weitergehen. Denn ein ressourcenverteidigender Hund in freier Wildbahn ist nicht unbedingt das, was die Welt bzw. wir Hundehalter brauchen. Soll heißen: Der Hund sollte davon abgehalten werden können, Menschen oder Artgenossen zu „überfallen“, weil die sich seinem Frauchen/Herrchen oder dem geliebten Bällchen nähern.

Alternatives Verhalten muß also her. (Und an dieser Stelle muß ich pausieren, der Rest folgt in einem zweiten Teil, nach meinem Termin jetzt. :-))

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

stoppel Offline



Beiträge: 8.461

25.09.2008 20:29
#2 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

Hallo ,

das war eine supertolle Zusammenfassung.

Wenn der Vortrag so gut strukturiert war, wie dein Bericht, dann muss ich unbedingt die Referentin mal live erleben.

Freue mich schon auf Teil 2 !

Ein ganz dickes

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)

Shari Offline

bei der mensch besonders an der Leine unbedingt die Nase vorn haben muß, weil herdenschützende Stänkerinnen eher zögerlich erwachsen werden


Beiträge: 80

25.09.2008 21:23
#3 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

schade, den habe ich verpasst. Ich finde Dr. Blschke-Berthold gut und ich besuche ihre Vorträge, wann immer ich Zeit habe. Ist super Deine Zusammenfassung, ich freu mich auf den nächsten Teil.

Liebe Grüße
Sabine


Diskutiere nie mit einem Idioten, er zieht Dich auf sein Niveau herab und schlägt Dich dort mit Erfahrung.

soffie Offline

Zwar nicht des Teufels General, aber doch des Satansbratens inquisitorische Fee


Beiträge: 6.337

25.09.2008 21:32
#4 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

Danke !








Gruss Kerstin

Liebe Grüsse
Kerstin

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Der Gedanke "Wie belohne ich meinen Hund für richtiges Verhalten?" zeichnet die Qualität der Ausbildung aus, nicht der über Bestrafung. (Edgar Scherkl)

Krümel Offline




Beiträge: 28

25.09.2008 21:39
#5 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

Kleine Frage am Rande wo sind denn immer diese Vorträge??? In welcher Stadt??

Sonora ( gelöscht )
Beiträge:

25.09.2008 21:49
#6 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten
Danke für die Zusammenfassung liebe

@Krümel, schau mal hier, dort sind Themen und Daten veröffentlicht:

http://www.aggressionshund.de/index.php?section=calendar
yashilica Offline



Beiträge: 1.301

25.09.2008 22:07
#7 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

...ist ja spannend. Vielen Dank für das ausführliche Protokoll - da ist echt was zum Mitnehmen dabei! Bin schon gespannt auf den zweiten Teil!

Conny

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

25.09.2008 22:37
#8 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

Zitat von stoppel
Wenn der Vortrag so gut strukturiert war, wie dein Bericht, dann muss ich unbedingt die Referentin mal live erleben.


War er. Ist jede Veranstaltung von Ute. Sie ist immer sehr gut vorbereitet und kann auf jegliche Fragen versiert antworten, etwas, das mich sehr beeindruckt. Nett ist sie außerdem. :-)

Zitat von stoppel
Freue mich schon auf Teil 2 !


Den liefere ich morgen nach, muß heute früh ins Bett, weil ich mich in einem Anfall von Wahnsinn für morgen früh mit meinem Trainer und seinen Hunden verabredet habe, da selbige nächste Woche in der Schweiz und somit für Ben und mich nicht verfügbar sind. Zu einer anderen Uhrzeit ging es nicht, und so werden wir jetzt gemeinsam feststellen, ob Ben und ich um frühmorgendliche Zeiten schon wach sein können. Der Trainer meinte: Eher nicht. Aber freute sich trotzdem, daß ich erklärte, nicht nur früh, sondern gar noch früher aufstehen und dort sein zu wollen, damit ich "meine Paten-Hunde", seine beiden Hunde-Tiere also, nochmal sehen kann, bevor sie für eine ganze Woche entfleuchen. War richtig knuffig, er grinste und meinte: "Oooooooooooch." Beinahe hätte er gesagt, "das ist aber süß". Wenn er sowas im Wortschatz hätte, jedenfalls. Dann hätte er es gesagt, jawoll. :-)))

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

FrauBine Offline



Beiträge: 3.919

25.09.2008 23:33
#9 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

Hach, schade zwar, dass wir auf den zweiten Teil noch warten müssen - den ersten Teil hab ich grad mit Spannung gelesen, hochinteressant! -, aber dir sei der morgendliche Spaß gegönnt... wo wir doch alle wissen, dass dein Leitsatz schon immer war: "Der frühe Vogel fängt den Wurm!"

*duckundganzschnellwech*

LG,
Sabine

critter Offline



Beiträge: 729

26.09.2008 15:49
#10 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

Danke! Es ist klasse zusammengefasst!
Für mich gerade rechtzeitig - wegen einen Knochen hat eine junge Goldie-Dame ihre Besitzerin am Hand gepackt. Muß ich gleich zu ihr, bin neugierig, was da los ist.
Barbara

stoppel Offline



Beiträge: 8.461

27.09.2008 19:51
#11 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

Hallo Barbara,

hat es dich gestern Morgen umgehauen, so früh aufzustehen und in die Hundewildnis hinaus zu müssen?

Oder bist du gar schon wieder bei einem Vortrag? Es häuft sich ja zur Zeit!

Wenn aber nicht..... WIR WARTEN!!!!!!!!!

auf Teil 2: Alternatives Verhalten bei Ressourcenverteidigung

Wie lange müssen wir noch die Hunde gewähren lassen?
Wo bleibt da unser Führungsanspruch?

Also bitte, ran an die Tasten und zeig uns den (Hexentrick oder Zaubertrank)

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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stoppel Offline



Beiträge: 8.461

27.09.2008 20:14
#12 RE: Vortrag "Ressourcenverteidigung", Protokoll Zitat · Antworten

o.k., o.k. Ich nehme alles wieder zurück!

Ein neuer Fred für die Alternative, wer hätte das gedacht??
Ich jedenfalls nicht.

die hat also längst den Zaubertrank gemixt.

Jetzt aber schnell zum Lesen.

Und danke

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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